Mit eigenen Augen sehen
Die Wiener Augenärztinnen Dr. Irene Ruhswurm und Dr. Claudette Abela-Formanek überzeugen sich von der Arbeit von Licht für die Welt
Die Augenärztinnen Irene Ruhswurm und Claudette Abela-Formanek konnten sich kürzlich von der wirkungsvollen Arbeit von Licht für die Welt überzeugen. Auf eigene Kosten sind die Wienerinnen ins südliche Afrika nach Mosambik gereist und haben sowohl die von Licht für die Welt errichtete Augenklinik in Beira als auch mobile Einsätze in ländlichen Regionen besucht. „Ich bin von der guten Organisation der augenmedizinischen Leistungen beeindruckt. Das lokale Personal ist sehr gut geschult und die Augenambulanzen von Licht für die Welt leisten tolle Arbeit“, berichtet Ruhswurm von ihrer Reise. Irene Ruhswurm ist ehrenamtliches Vorstandsmitglied von Licht für die Welt und unterstützt die Arbeit der in Wien ansässigen Organisation schon viele Jahre. „Es ist sehr berührend Patient*innen, die bereits erblindet waren, nach der OP nach Hause zu begleiten. Ihre Freude und die Freude der ganzen Familie über das wiedererlangte Augenlicht ist überwältigend“, erzählt Claudette Abela-Formanek, die zum ersten Mal die Projekte von Licht für die Welt besucht hat. Die Universitätsprofessorin ist begeistert: „Ich habe schon viel von Licht für die Welt gehört. Jetzt, da ich die tollen Projekte kenne ist mir klar: Ich möchte unterstützen und dazu beitragen, die Augengesundheit nicht nur in Wien, sondern auch in armen Regionen Afrikas zu verbessern.“
Licht für die Welt verändert das Gesundheitssystem nachhaltig: Infrastruktur, wie die Klinik in Beira, wird aufgebaut und Personal, wie Augenärzt*innen, Optiker*innen und Pflegekräfte werden lokal ausgebildet. Ruhswurm und Abela-Formanek haben den inhaltlichen Austausch mit den mosambikanischen Augenärzt*innen in guter Erinnerung: „Wir haben die gemeinsame Zeit im OP mit den Kolleg*innen als bereichernde Erfahrung erlebt. Wir sind beeindruckt von deren Arbeit“, sind sich die die beiden Augenärztinnen einig.
Augenklinik in Beira
Die Augenklinik in der Stadt Beira ist dank Spenden aus Österreich errichtet. Das Krankenhaus liegt in der Provinz Sofala und ist das größte des Landes. Der Zyklon Idai hat im März 2019 das Krankenhaus schwer verwüstet. Einzig der Bereich der Augenklinik blieb funktionstüchtig und diente einige Monate als Unterschlupf für sämtliche Behandlungen. Heute ist der augenmedizinische Betrieb wieder in dem zweistöckigen Gebäude mit 20 Behandlungs- und Untersuchungsräumen aufgenommen: Jährlich werden etwa 20.000 Augenuntersuchungen und 1.600 Operationen gemacht. „Es ist ein tolles Gefühl, die Augenklinik in Beira wieder voll in Betrieb zu sehen. Umso mehr, da die Inbetriebnahme der Klinik durch den Zyklon Idai verzögert wurde“, erinnert sich Ruhswurm.
Irene Ruhswurm resümiert ihre Reise: „Wie man an der Augenklinik in Beira sieht: Licht für die Welt hat schon viel erreicht und die augenmedizinische Versorgung in Mosambik maßgeblich verbessert. Aber es bleibt noch viel zu tun, vor allem, um das Augenlicht von Kindern zu retten. Licht für die Welt hat ein groß angelegtes Programm für Kinderaugengesundheit in Äthiopien, Burkina Faso, Mosambik und Uganda mit dem Ziel gestartet, dass kein Kind erblindet oder mit einer Sehbehinderung lebt, wenn es sich vermeiden lässt. Dafür hoffe ich auf die weitere Unterstützung zahlreicher Österreicher*innen/Wiener*innen“.
In Mosambik gibt es zu wenig Fachpersonal: auf etwa 30 Millionen Menschen kommen nur 20 Augenärzt*innen. Es gibt nur einen Kinderaugenarzt, dessen Ausbildung von Licht für die Welt ermöglicht wurde. Weil die medizinische Versorgung unzureichend ist, bleiben Erkrankungen wie der Graue Star zu lange unbemerkt. Das erschwert Operationen und mindert die Heilungschancen.
„In Österreich fällt meinen Patient*innen meistens beim Autofahren im Dunklen auf, dass sie schlecht sehen. Sie machen sich einen Termin bei mir aus und ich kann in den meisten Fällen mit einer kurzen Operation am Grauen Start weiterhelfen. In Mosambik sind viele Patient*innen bereits erblindet, wenn sie medizinische Hilfe bekommen“, vergleicht Abela-Formanek.
Kinderaugengesundheit
Vor allem bei Kindern ist es wichtig, dass sie möglichst rasch behandelt werden. Denn Lernprozesse laufen vor allem über das Sehen ab. Unbehandelte Augenprobleme können die Bildungschancen und die soziale Entwicklung eines Kindes ein Leben lang beeinträchtigen. Fehlsichtigkeit und Erblindung führen zu mehr Schul- und Bildungsabbrüchen. Damit steigen Armut und sogar Sterblichkeit: zwei Drittel der Kinder, die in den armen Regionen der Welt erblinden, sterben innerhalb von zwei Jahren.
„Grauer Star ist in Österreich bei Kindern sehr selten und wird in der Regel rasch erkannt und behandelt. In Mosambik ist dafür nötiges Wissen noch zu wenig verbreitet. Licht für die Welt verfolgt mit einem Programm zu Kinderaugengesundheit das Ziel, dass kein Kind erblindet oder mit einer Sehbehinderung lebt, wenn es medizinisch vermeidbar ist“, berichtet Irene Ruhswurm über das langfristige Vorhaben der österreichischen Organisation.
Das Augenlicht der meisten Kinder könnte gerettet werden, aber in vielen Ländern südlich der Sahara ist die augenmedizinische Versorgung gerade für Kinder unzureichend. Licht für die Welt ändert das mit einem groß angelegten Programm für Kinderaugengesundheit in Äthiopien, Burkina Faso, Mosambik und Uganda. „1,2,3 I can see“ hat das Ziel, dass kein Kind erblindet oder mit einer Sehbehinderung lebt, wenn es sich vermeiden lässt.
Licht für die Welt in Mosambik
Im Vorjahr hat Licht für die Welt in Mosambik rund 218.000 Augenuntersuchungen durchgeführt. Davon waren es alleine in der Augenklinik in Beira 1.550 Augenoperationen, im ganzen Land rund 6.400. Etwa 1.300 Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen wird durch Schulbildung eine bessere Zukunft ermöglicht. Fast 1.000 Menschen mit Behinderungen hat Licht für die Welt unterstützt, damit sie sich eine eigenständige berufliche Karriere aufbauen. In Summe hat Licht für die Welt 225.000 Menschen erreicht.
Mosambik
Mosambik zählt mit seinen rund 33 Millionen Einwohner*innen zu den ärmsten Ländern der Welt. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sind 45 Prozent der Menschen unter 15 Jahre alt, die Lebenserwartung beträgt nur rund 57 Jahre, fast 60 Prozent sind von Armut betroffen. Menschen mit Behinderung sind überproportional von den Auswirkungen von Armut betroffen.